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Wiesbadener Kurier vom 30.01.2009

Eine Talentschmiede für lebensnahe Literaten

Im Februar feiert der Poetry Slam im Schlachthof 10. Geburtstag
Von Falk Sinß

WIESBADEN. Was haben das Ende einer Freundschaft, die Klagen über das Älterwerden, die Liebe und der verzweifelte Kampf eines Mittdreißigers mit einem Staubsauger gemeinsam? Sie alle waren mal Thema in einem der zahlreichen Texte, die in den vergangenen zehn Jahren im Rahmen von "Where the Wild Words are" vorgetragen wurden.

Im Februar 1999 veranstaltete der Literaturverein seine erste Lesung. Die beiden Autoren waren damals Michaela Seul und Jaromir Konecny. Seither organisiert der Verein monatlich Lesungen und Poetry Slams in Wiesbaden und Umgebung. Die ersten Poetry Slams folgten kurze Zeit später. Besonders die Poetry Slams machte "Where the wild words are" in hiesigen Gefilden populär. "Als wir damals den ersten Slam veranstalteten, gab es hier keine Plattform für junge, ungewöhnliche Literatur", erinnert sich Bettina Lehmann, eines der Gründungsmitglieder des Vereins.

Poetry Slam lässt sich am Besten mit Dichterwettstreit übersetzen, bei dem jeder mitmachen kann und dessen Gewinner das Publikum bestimmt. Die Autoren haben meist sieben Minuten Zeit, um ihre Texte vorzutragen - egal ob Lyrik, Kurzgeschichte oder Comedy. Wichtig ist nur, dass die Texte aus der eigenen Feder stammen.
"Es gab hier nur so `Wasserglaslesungen´ für die Hochkultur. Wir wollten die Literatur dorthin zurückbringen, wo das Leben spielt. Auf die Straße. Vom Publikum für das Publikum!", ergänzt Jens Jekewitz, der etwas später als Lehmann bei "Where the Wild Words are" aktiv wurde.

Getreu dieser Maxime freut es die beiden immer wieder, wenn Personen vom Publikum auf die Bühne wechseln und dort selbst ihre eigenen Texte vortragen. "Wir wollen den Leuten auch ein wenig Scheu vor der Bühne nehmen", erklärt Jekewitz. "Die sollen ja nicht für die Schublade, sondern für die Bühne schreiben. Wir sind nämlich eine literarische Kaderschmiede, die zum Mitmachen einlädt", fügt er hinzu.

So saßen in der Vergangenheit bei Lesungen immer wieder literarische Talente auf der Schlachthofbühne, die kurze Zeit später zu bekannten Autoren wurden, wie zum Beispiel Tanja Dückers, Philipp Schiemann oder Feridun Zaimoglu. Der Verein besteht zurzeit neben Lehmann und Jekewitz aus fünf weiteren Mitgliedern, die im monatlichen Wechsel den Poetry Slam oder eine Lesung in der Räucherkammer auf die Beine stellen.

Aber wie hat sich in den vergangenen Jahren der zwischenzeitlich extrem populär gewordene Poetry Slam gewandelt? Viel habe sich in den vergangenen zehn Jahren eigentlich nicht verändert, erzählt Bettina Lehmann. Die Zuschauerzahlen seien über die Jahre hinweg konstant geblieben, und auch bei der Qualität und der Art der Textvorträge mag sie keine großen Veränderungen erkennen. Was ihr dann aber auch doch auffällt, ist, dass die Dichter im Lauf der Jahre tendenziell jünger geworden sind. "Früher waren mehr ältere Slammer dabei", sagt sie.

Zur Jubiläumsveranstaltung am 18. Februar haben die wilden Wortler mit dem Autor Dirk Bernemann einen Mittdreißiger eingeladen, der laut Info in seinen Texten die Trümmer aufsammelt, die in der Welt liegen und manchmal an Charles Bukowski erinnern.

(Quelle: Wiesbadener Kurier vom 30.1.2009)

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